Städte tragen einen erheblichen Beitrag zum Klimawandel bei: 75 Prozent aller Treibhausgasemissionen werden in urbanen Räumen produziert, obwohl sie nur etwa zwei Prozent der Erdoberfläche einnehmen. In Lateinamerika stammt ein Großteil des CO2-Ausstoßes aus dem städtischen Verkehr, aber auch der hohe Energieverbrauch von Gebäuden ist bedenklich. Die Folgen der Emissionen sind gravierend, und Stadtbewohnende werden sie in Zukunft mehr denn je zu spüren bekommen. So stellen erhöhte Temperaturen und starke Regenfälle eine Gefahr dar, die zu Überschwemmungen, Erdrutschen und Trockenheit führen können. Die Entwicklung nachhaltiger und innovativer Lösungen für resiliente Städte ist im Kampf gegen die Klimakrise deshalb entscheidend.
Brasilien hat in den vergangenen Jahrzehnten einen schnellen Urbanisierungsprozess durchlaufen, was die Stadtplanung vor Herausforderungen stellt. Im internationalen Vergleich sticht der Mercosur-Staat durch seine Bemühungen für die Entwicklung smarter Städte heraus. So zeigen öffentliche Projekte, neue Richtlinien und Institutionen zur Nachhaltigkeitsförderung bereits positive Ergebnisse. Für südwestdeutsche Firmen eröffnet das laut Loana von Gaevernitz Lima, Wirtschaftsrepräsentantin des Landes Baden-Württemberg in Brasilien, vielfältige Geschäftschancen: „Brasilien bietet für Unternehmen aus Baden-Württemberg, die innovative Smart-City-Lösungen entwickeln, ein enormes Potenzial. Angesichts der rasanten Urbanisierung und der wachsenden Herausforderungen in Bereichen wie Mobilität, Umwelt (Abfall- und Wasserwirtschaft), Energieeffizienz und nachhaltige Infrastruktur besteht ein großer Bedarf an intelligenten Technologien. Die starke Innovationskraft Baden-Württembergs in den Bereichen Digitalisierung, Erneuerbare Energien und urbane Mobilitätslösungen kann dazu beitragen, brasilianische Städte zukunftsfähig zu gestalten. Durch Kooperationen mit lokalen Partnern entstehen nicht nur neue Geschäftsmöglichkeiten, sondern auch nachhaltige Lösungen für eine resiliente urbane Entwicklung.“
Insbesondere die GreenTech-Branche verspricht gute Möglichkeiten. So exportierten südwestdeutsche Firmen Produkte aus diesem Bereich im Wert von 80 Millionen US-Dollar 2023 nach Brasilien. Beliebt sind vor allem Technologien für Energieeffizienz, gefolgt von Lösungen für umweltfreundliche Energien und die Abfallwirtschaft. Darüber hinaus ist die E-Mobilität gewachsen - Lateinamerika ist nach China führend beim Einsatz von E-Bussen. Für den in der Automobilindustrie traditionell starken Südwesten, der mittlerweile vermehrt auf elektronische Innovationen setzt, ist Brasilen somit ein vielversprechender Zukunftsmarkt. Eine weitere Besonderheit Brasiliens stellen die hohen Wasserressourcen dar. Hier sind Lösungen für die nachhaltige Nutzung und Aufbereitung industrieller Abwässer gefragt.
In Brasilien gibt es bereits einige Städte, die als Positivbeispiele vorangehen. Fünf Orte sind Teil des grünen C40-Netzwerks – Städte, die dieser Initiative angehören verfolgen das Ziel, ihre CO2-Emissionen bis 2030 zu halbieren. Wir stellen Ihnen drei brasilianische Mitgliedsstädte vor, die durch nachhaltige Maßnahmen herausstechen und viel Potenzial für Kooperationen bieten.
Curitiba:
Curitiba ist die erste Stadt, die 1974 ein Bus- Rapid- Transport- Konzept einsetzte und damit den Weg für grüne Mobilität nicht nur vor Ort einläutete, sondern auch in weltweit weiteren 150 Städten, die das Konzept übernahmen. Durch den Einsatz von Hybridbussen ist der Service noch nachhaltiger geworden. Auch in Erneuerbare Energien investiert die Vorzeigestadt: So hat Curitiba 2023 als erste Stadt Lateinamerikas auf einer ehemaligen Mülldeponie eine Solaranlage errichtet. Das Potenzial für Solarenergie ist enorm; dort kann selbst an einem bewölkten Tag mehr Sonnenlicht gespeichert werden als einem sonnigen Tag in Deutschland.
Rio de Janeiro:
Rio de Janeiro beweist, wie Regierungen die Umsetzung nachhaltiger Lösungen durch Incentives erfolgreich fördern können. So profitieren Unternehmen, die weniger Emissionen verbrauchen, von Steuersenkungen, und auch der Ausbau öffentlicher Ladestationen für Elektroahrzeuge wird vorangetrieben, damit mehr Menschen auf E-Mobilität umsteigen. Um Kompetenzen in grünen Technologien wie z.B. Solarenergie auszubauen, bietet die Stadtverwaltung sogar Kurse an. So wird gezielt vor Ort Personal ausgebildet, damit innovative Projekte schneller umgesetzt werden können.
São Paulo:
São Paulo bemüht sich, aktiv gegen die Folgen des Klimawandels vorzugehen. So leidet die knapp Zwölf-Millionen-Einwohner-Stadt unter starken Regenfällen, die sich in Zukunft zu verschlimmern drohen. Um Überschwemmungen entgegenzuwirken, wurden in der Metropole im Rahmen eines 2017 gestarteten Projekts bereits rund 350 Regengärten angepflanzt, die nicht nur Wasser aufnehmen, sondern sogar die Artenvielfalt fördern.
Durch das hohe Engagement Brasiliens sind die Grundlagen für eine Fortführung der Smart-City-Revolution mithilfe südwestdeutscher Innovationen in Lateinamerika somit gegeben. „Brasiliens smarte Städte der Zukunft sind digital vernetzt, nachhaltig und hoffentlich widerstandsfähig gegenüber Naturkatastrophen. Sie setzen auf energieeffiziente Technologielösungen, intelligente Mobilitätskonzepte und eine effizientere Kreislauf- sowie kommunale Wasserwirtschaft. Digitale Technologien wie IoT, KI und Big Data spielen eine Schlüsselrolle, um Verkehrsflüsse zu optimieren, Ressourcen besser zu nutzen und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern“, ist von Gaevernitz Lima bezüglich der weiteren Entwicklungen überzeugt.
Die Wirtschaftsrepräsentantin Loana von Gaevernitz Lima hat am 26.02.25 das von der Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer Rio de Janeiro, e-mobil BW und Umwelttechnik BW unterstützte Web-Seminar „Smart and Resilient Cities - Innovating for a Sustainable Future“ moderiert, das einen tieferen Einblick in das Zukunftsfeld liefert. Sie können es hier anschauen.
Bei weiteren Fragen zum Thema können Sie sich auch gerne direkt an sie wenden. Die Kontaktdaten finden Sie auf der Seite zur Wirtschaftsrepräsentanz in Brasilien.
→ Zur Wirtschaftsrepräsentanz in Brasilien
Fotos: Surfing the Planet, ChengNV, f11photo